1. Symposium: Notfallversorgung

Kommunikation, Information und Prozesssteuerung in der Notfall-Versorgung

9. NOVEMBER 2022, 11 – 14 UHR
HAUS DER ZUKUNFT AM UKB, Berlin
Rettungswagen-min

Sehr geehrte Partnerinnen und Partner der Metropolregion Ost, sehr geehrte Expertinnen und Experten der Gesundheitswirtschaft und der Telemedizin,

das Regionalmanagement der Metropolregion Ost Berlin-Brandenburg veranstaltet zusammen mit der evermind GmbH Fachsymposien zum Thema Telemedizin. In den Symposien wird sich mit der medial sehr präsenten und aktuellen Thematik Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und Telemedizin beschäftigt. Zentrale Fragen sind u.a. ‘Wie kann diese zukunftsfest gemacht werden?’ und ‘Welche Rolle können digitale Lösungen dabei spielen’.

Im 1. Fachsymposium geht es um die “Kommunikation, Information und Prozesssteuerung in der Notfall-Versorgung”. Die Notfall Versorgung findet in verschiedenen intersektoralen Aktionsräumen statt, die jeweils auf ihre spezifischen personellen und materiellen Ressourcen zurückgreifen und durch verschiedene IT Systeme unterstützt werden. Der Behandlungspfad der Patient:innen muss entsprechend dem realen Bedarf festgelegt werden Dafür müssen dem/ der Notaufnahmearzt/ärztin möglichst vollumfängliche Daten aus der Ersteinschätzung, den Messungen von Vitaldaten am Notfallort und aus der Reevaluation im Rettungswagen sowie aus vorangegangenen Behandlungen zur Verfügung gestellt werden. Diese Datenzusammenführung erfolgt in der Praxis bisher nur unvollständig, da die  Mess- und Informationssysteme untereinander nicht interoperabel sind und die Kommunikation zwischen den IT Systemen der Rettungswagen und der Notaufnahmen bzw der Kliniken nicht unterstützt wird. Es gilt daher mittels optimierter Kommunikation und Prozesssteuerung dieser Problematik beizukommen.

Einladung zum 1. Symposium: Kommunikation, Information und Prozesssteuerung in der Notfall-Versorgung

Wir freuen uns, dass wir folgende Fachreferenten für das Symposium gewinnen konnten:

Dr. med. Timo Schöpke, Notfallzentrum – GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde:
“Strukturdaten der klinischen Notfallversorgung – Fokus Digitalisierung”

Prof. Dr. Christoph Sommer, Technische Universität Dresden, Professur Prozessmodellierung:
“Digitalisierte Notfallversorgung im ländlichen Raum – Online im Funkloch?”

Andrea Albrecht, Stellv. Leiterin Zentrale Dienste der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg:
“Ansforderungen an die Kommunikation im ärztlichen Bereitschaftsdienst der 116117”

Armin Viert, Geschäftsführer Rettungsstelle Strausberg, Märkisch-Oderland:
“Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus/ Krankenkassen”

Ergebnisprotokoll 1. Fachsymposium Telemedizin: „Information, Kommunikation und Prozesssteuerung in der Notfallversorgung“

 

Impulsreferat 1: „Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus/Krankenkassen“ (Armin Viert, Rettungsdienst Landkreis Märkisch-Oder)
Laut Armin Viert gibt es aktuell noch massive Herausforderungen beim Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhäusern/Krankenkassen. Seit 2013 bestehe mit dem Medical-Pad zwar die Möglichkeit des digitalen Datenaustausches, jedoch wird dies aufgrund technischer Schwierigkeiten und zu teurer Schnittstellen (Krankenhaus) bzw. gesetzlicher Vorgaben (Krankenkassen) noch nicht umfassend genutzt. Zielstellung muss laut Herrn Viert sein, einen bidirektionalen Austausch zwischen RTW/NEF und der Leitstelle sowie dem Krankenhaus/der Krankenkasse zu schaffen. Nur so könne die medizinische Behandlung von Beginn an dokumentiert, Personalkosten gespart und der Vorgang digitalisiert werden.

 

Impulsreferat 2: „Strukturdaten der klinischen Notfallversorgung – Fokus Digitalisierung“ (Dr. med. Timo Schöpke, Werner Forßmann Krankenhaus Eberswalde)

Dr. med. Timo Schöpke berichtet über die Erkenntnisse der DGINA Strukturerfassung aus 2018/2019. Er führt an, dass nicht nur die fehlende sektorübergreifende Struktur, sondern vor allem auch die mangelhafte innerklinische Organisation in der Notfallversorgung zu möglicher Überbelastung führe.

Als wirkliche Bedarfe der Notfallversorgung sieht er:

  • Übertragung von Daten aus Geräten in die elektronische Patientenakte (digital)
  • Benutzerfreundliche klinische Dokumentation und einfache Bedienung
  • Rechtskonforme digitale Übermittlung von elektronischen Arztbriefen
  • Automatisierte Übertragung von Vitaldaten ins digitale Informationssystem
  • Automatische Integration von Daten.

Somit unterstütze er die Empfehlungen der OECD:

  • Den Zugang zur Primärversorgung zu verbessern
  • Zu Telemedizin zu ermutigen
  • Fast-Track-Systeme einzuführen und
  • Ärzte in die Primärversorgung in Notfallzentren einzubeziehen.

Notfallversorgung solle aus seiner Sicht ganzheitlich betrachtet und Bedarfe der Nutzer und Patienten beachtet werden. Ebenso müsse Wert auf Kompatibilität und Interoperabilität der Gesundheitssoftware gelegt werden und die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangetrieben werden.

 

Impulsreferat 3: „Digitalisierte Notfallversorgung im ländlichen Raum – Online im Funkloch?“ (Prof. Dr. Christoph Sommer, TU Dresden)
Laut Prof. Dr. Sommer sei hinsichtlich der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu klären, welche Bedarfe seitens der Notfallversorgung überhaupt bestehen. In welchen Fällen müsse man proaktiv sein und Daten vorab bekommen? Wer sind die beteiligten Akteure und wie findet der Transfer von Wissen (Daten) überhaupt statt?
Existierende Lösungen für digitalen Datentransfer bauen zentral auf Mobilfunk und spezieller Hardware auf, was insofern ein Problem darstellt, dass diese Nahversorgung marktwirtschaftlich geregelt sei und es demnach ganze Ortschaften gäbe, die nicht mit Mobilfunk versorgt werden.

 

Offene und allgemeine Diskussion:
Eine Möglichkeit wäre es, die Hersteller zu verpflichten, ihre Schnittstellen-Lösungen kostenfrei zu Verfügung zu stellen. Außerdem sei es notwendig, dass die Politik für die Umsetzung die nötigen Rahmenbedingungen schafft. Andererseits müssten sich die Anbietenden natürlich auch finanzieren können. Vor allem kleinen Anbietenden sei es nicht möglich, Spezifikationen zu erarbeiten. Viel eher sei eine „Allianz der Willigen“ nötig. Es wird vor allem die Notwendigkeit gesehen, eine Standardisierung in der Entwicklung herbeizuführen, da die initiale Motivation von Entwickler:innen eine andere als die von Notfallmediziner:innen sei. Es wird ergänzt, dass IT-Möglichkeiten nie die fachliche Kompetenz von Notfallmediziner:innen ersetzen könne, diese im besten Fall aber unterstützen solle. In einem Pilotprojekt solle „Wissen“ an einen Tisch geholt werden, um mögliche Lösungen zu besprechen. Es wird vor allem der Bedarf einer benutzerfreundlichen Software formuliert, die die Bedarfe aus der Notfallmedizin beachtet. Ebenso wird sich dafür ausgesprochen, dass – je nachdem was in der Notfallmedizin gebraucht werde – die verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten (Mobilfunk etc.) gemischt werden sollten.

Während der Diskussionsrunde konnten erste Ideen für (ein) Pilotprojekt(e ) gesammelt werden. Es wird der Vorschlag unterbreitet, dass seitens der Innovationsagentur everind und des Regionalmanagements das Thema „Softwareentwicklung“ innerhalb eines Pilotprojektes begleitet werden könne.

Ebenso wird aus der Dikussionsrunde vorgeschlagen, ein Pilotprojekt zu „Feedbacksystemen in der Notfallversorgung“ durchzuführen, wodurch (aller Wahrscheinlichkeit nach) eine massive Qualitätssicherung der Arbeit in der Notfallversorgung zustande gebracht werden könnte. Wichtig sei es hierfür, mit Datenschutzbeauftragten aus Brandenburg ins Gespräch zu gehen, um (innerhalb des Pilotprojektes) für den Bereich der Notfallversorgung (Leitstelle – Rettungsfahrzeuge – Notaufnahme) eine Aufhebung der Datenschutzregelung zu erwirken.

Für die gemeinsame Material- und Ideensammlung wird seitens der Evermind GmbH ein gemeinsames Dokument an die Teilnehmenden verschickt. Im kommenden Jahr können/sollen die Interessierten dann erneut zusammenkommen und die Möglichkeiten verschiedener Pilotprojekte erörtern.

Für Fragen und Hinweise stehen wir Ihnen zur Verfügung unter annett.schumann@evermind.de & info@regionalmanagement.eu

Mit freundlichen Grüßen
Annett Schumann & Dr. Gerd Arnold, evermind GmbH
Sara Hohmann & Kim Schneider, Regionalmanagement der Metropolregion Ost Berlin-Brandenburg